Als kulturelles und geographisches Areal wie als Nation hat sich Albanien bis ins 20. Jahrhundert des öfteren als enigmatisch erwiesen. Der englische Historiker Edward Gibbon (1737-1794) beschrieb Albanien als "ein Land in Sichtweite von Italien und dennoch weniger bekannt als das Binnenland von Amerika."
Die vorliegende Textsammlung bemüht sich, ein wenig Licht auf diese von Historikern und Forschern oft vernachlässigte Ecke Europas zu werfen. Dieses Internetportal versteht sich nicht als eine Geschichte Albaniens oder eine Geschichte der Albaner, sondern lediglich als eine Zusammenstellung historischer Dokumente und Texte - einige von großer Bedeutung und andere von weniger Bedeutung - aus dem Zeitraum zwischen dem 11. und dem 21. Jahrhundert, die zum Verständnis der Geschichte und der Entwicklung Albaniens und seiner Bevölkerung beitragen möchte. Viele dieser Texte erscheinen hier übersetzt zum ersten Mal.
Die Albaner waren ursprünglich ein kleines Hirtenvolk in den abgelegenen Gebirgsketten der südlichen Balkanhalbinsel. Sie waren in erster Linie Nomaden im Binnenland der Halbinsel und scheinen nur selten zur sumpfigen und wohl mückengeplagten Adriaküste hinabgestiegen zu sein. Sie blieben lange Zeit von der Außenwelt unbemerkt, und ihre Frühgeschichte ist daher weitgehend in Nebel umhüllt. Über den Ursprung dieses Volkes ist viel und heftig diskutiert worden, nicht zuletzt von den Albanern selbst, die an ihren Wurzeln und an dem Nachweis ihrer Autochthonie lebhaft interessiert sind. Leider besitzen wir aus dem ersten Jahrtausend n. Chr. noch keine wesentlichen Dokumente, die uns helfen könnten, die Albaner früher in die Geschichte zurückzuverfolgen. Obgleich sich die Situation im zweiten Jahrtausend deutlich verbessert, könnte die Behauptung dennoch aufgestellt werden, dass es an wesentlicher Auskunft und Information über die Albaner gar bis zum späten 19. Jahrhundert mangelt.
Die Dokumente, die auf diesem Internetportal zusammengetragen wurden, umfassen nicht nur Schriften über das Werden der Albaner als Volk, d.h. die ersten schriftlichen Erwähnungen der Albaner, sondern auch spätere Texte, die ein stärkeres Licht auf die Geschichte und Geographie Albaniens so wie vor allem auf das Leben der Albaner über die Jahrhunderte werfen. Darunter befinden sich auch Berichte von Chronisten und Reisenden, die Unmittelbares preisgeben über das, was sie dort gesehen und erfahren haben.
Es bleibt zu hoffen, dass die vorliegende Sammlung historischer Texte Impulse für eine weitere wissenschaftliche Beschäftigung mit den Albanern und mit der Geschichte der südlichen Balkanhalbinsel schaffen wird.
Es wurde oft behauptet, dass ein Verständnis der Vergangenheit den Schlüssel zum Verständnis der Gegenwart bietet. Dies gilt in besonderem Masse für Albanien und die Länder Südosteuropas.
Robert Elsie